Biometrische Daten auf Smartphones: Warum Sie Fingerabdruck und Gesichtserkennung besser deaktivieren

Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie speichern Kontakte, Fotos, Nachrichten, Bankdaten – und zunehmend auch biometrische Informationen wie Fingerabdrücke und Gesichtsscans. Diese Verfahren gelten als bequem und sicher, doch sie greifen auf besonders sensible Daten zu, deren Missbrauch schwerwiegende Folgen haben kann.

Wir beleuchten die Risiken der biometrischen Authentifizierung, erklären die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz gemäss Datenschutzgesetz (DSG) und zeigen, wie Sie sich durch Deaktivierung dieser Funktionen besser schützen können.

Was sind biometrische Daten – und warum sind sie besonders schützenswert?

Biometrische Daten sind körperbezogene Merkmale, die eine natürliche Person eindeutig identifizieren können. Dazu zählen:

  • Fingerabdrücke
  • Gesichtszüge
  • Iris- und Retina-Muster
  • Stimme
  • Bewegungs- und Verhaltensmuster

Laut Artikel 5 DSG gelten biometrische Daten als besonders schützenswerte Personendaten, wenn sie zur eindeutigen Identifikation verwendet werden. Ihre Verarbeitung ist daher nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig und erfordert besondere Sorgfalt.

Risiken der biometrischen Authentifizierung

Unveränderlichkeit der Daten

Ein kompromittiertes Passwort lässt sich ändern – ein gestohlener Fingerabdruck nicht. Biometrische Merkmale sind dauerhaft und können nicht zurückgenommen werden, wenn sie einmal missbraucht wurden.

Technische Schwachstellen

  • Gesichtserkennung kann mit Fotos oder 3D-Masken getäuscht werden.
  • Fingerabdrucksensoren lassen sich mit nachgebildeten Abdrücken umgehen.
  • Sicherheitslücken in der Hardware oder Software können ausgenutzt werden – insbesondere bei Geräten mit schwacher Verschlüsselung.

Speicherung und Weitergabe

  • Biometrische Daten werden oft lokal gespeichert, teilweise aber auch über Cloud-Dienste synchronisiert.
  • Nutzerinnen und Nutzer wissen selten, wo und wie ihre Daten verarbeitet werden.
  • Die Kombination mit anderen Datenquellen ermöglicht umfassende Profilbildung – etwa für gezielte Werbung oder Verhaltenserkennung.

Überwachung und Kontrolle

  • Biometrische Verfahren können zur Massenüberwachung eingesetzt werden – etwa durch Gesichtserkennung im öffentlichen Raum.
  • Auch in demokratischen Staaten stellt sich die Frage: Wie viel Kontrolle ist legitim?
  • Die Gefahr besteht, dass Komfort zur Gewohnheit wird – und kritisches Hinterfragen ausbleibt.

Rechtliche Grundlagen in der Schweiz: Das Datenschutzgesetz (DSG)

Das DSG schützt die Privatsphäre natürlicher Personen und regelt die Bearbeitung von Personendaten. Für biometrische Daten gelten folgende Grundsätze:

  • Rechtfertigungsgrund erforderlich: Die Bearbeitung besonders schützenswerter Daten ist nur zulässig, wenn ein legitimer Grund vorliegt – etwa eine ausdrückliche Einwilligung oder ein überwiegendes privates oder öffentliches Interesse.
  • Datensicherheit: Verantwortliche müssen technische und organisatorische Massnahmen treffen, um unbefugten Zugriff zu verhindern. Dazu gehören Verschlüsselung, Zugriffsbeschränkung und Schulung der Mitarbeitenden.
  • Transparenz und Information: Betroffene Personen haben das Recht zu erfahren, welche Daten über sie bearbeitet werden, zu welchem Zweck und wie lange.
  • Verhältnismässigkeit: Je höher das Risiko für die betroffene Person, desto strenger müssen die Schutzmassnahmen sein.

Auch wenn das DSG primär Unternehmen und Behörden adressiert, sollten Privatpersonen sich bewusst sein, dass die Nutzung biometrischer Verfahren auf Smartphones eine freiwillige Datenverarbeitung darstellt – und dass sie jederzeit widerrufen werden kann.

So deaktivieren Sie biometrische Funktionen auf Ihrem Smartphone

Android-Geräte

Fingerabdruck deaktivieren:

  • Einstellungen → Sicherheit → Fingerabdruck
  • Alle gespeicherten Finger löschen
  • Biometrische Entsperrung deaktivieren
  • Anschliessend: Passwort verwenden

Gesichtserkennung deaktivieren:

  • Einstellungen → Sicherheit → Gesichtserkennung
  • Gesichtsdaten löschen
  • Bildschirmsperre auf Passwort umstellen

Hinweis: Je nach Hersteller (Samsung, Xiaomi, Huawei etc.) können die Menüs leicht abweichen.

Apple iOS-Geräte

Face ID deaktivieren:

  • Einstellungen → Face ID & Code
  • Face ID für alle Funktionen deaktivieren
  • Registrierte Gesichter löschen
  • Code-Eingabe aktivieren

Touch ID deaktivieren:

  • Einstellungen → Touch ID & Code
  • Fingerabdrücke entfernen
  • Starke Passwörter verwenden

Empfehlungen für den sicheren Umgang mit biometrischen Daten

  • Verzichten Sie auf die Nutzung biometrischer Verfahren, wenn nicht zwingend erforderlich.
  • Verwenden Sie starke Passwörter und aktivieren Sie die automatische Sperre.
  • Synchronisieren Sie keine biometrischen Daten über Cloud-Dienste.
  • Prüfen Sie regelmässig Ihre Geräteeinstellungen und App-Berechtigungen.
  • Informieren Sie sich über die Datenschutzrichtlinien der Hersteller.
  • Sensibilisieren Sie Ihr Umfeld für die Risiken biometrischer Verfahren.

Biometrische Authentifizierung ist bequem aber gefährlich

Biometrische Authentifizierung ist bequem – aber nicht risikofrei. Die Verarbeitung besonders schützenswerter Daten wie Fingerabdrücke und Gesichtsscans kann zu Identitätsdiebstahl, Profilbildung und Überwachung führen. Das Schweizer Datenschutzgesetz bietet Schutz, doch die Verantwortung für den bewussten Umgang liegt bei Ihnen.

Deaktivieren Sie biometrische Funktionen, wenn Sie Ihre Privatsphäre schützen möchten. Nutzen Sie Alternativen wie sichere Passwörter und fördern Sie ein kritisches Bewusstsein für digitale Sicherheit.

Denken Sie nach und reden Sie darüber

Überdenken Sie Ihre Nutzung von Fingerabdruck und Gesichtserkennung. Deaktivieren Sie diese Funktionen und setzen Sie auf bewährte Sicherheitsmethoden.

Teilen Sie diesen Beitrag, sprechen Sie mit anderen über die Risiken und fördern Sie ein verantwortungsvolles digitales Verhalten. Nur informierte Entscheidungen schützen Ihre Daten langfristig.

Biometrische Daten auf Smartphones: Warum Sie Fingerabdruck und Gesichtserkennung besser deaktivieren

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