Die Gefahren von Twint: Warum die smarte Zahlungsapp für Nutzer und Händler problematisch ist

Twint hat sich in der Schweiz als führende mobile Zahlungsapp etabliert, mit über 5 Millionen Nutzern und einer Akzeptanz bei über 80% der Händler. Die App ermöglicht schnelle, bargeldlose Zahlungen per Smartphone, sei es im Laden, online oder für Parkgebühren. Doch hinter der scheinbaren Bequemlichkeit lauern Risiken für Nutzer und Händler, die genauer beleuchtet werden müssen.

Betrugsrisiken: Wie sicher ist Twint wirklich?

Twint ist ein beliebtes Ziel für Cyberkriminelle. Laut dem Nationalen Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) gab es im Juli 2023 zahlreiche Phishing-Versuche, bei denen Betrüger Twint-Nutzer mit gefälschten E-Mails oder SMS zur Preisgabe sensibler Daten aufforderten. Solche Nachrichten drohen oft mit Kontosperrung und leiten Nutzer zu betrügerischen Links oder WhatsApp-Bots weiter, die finanzielle Verluste verursachen können. Ein Bericht von Blue News vom November 2024 warnte vor einer „gemeinen Twint-Betrugsmasche“, die sich rasant verbreitet.

Twint betont zwar, dass Daten sicher in der Schweiz gespeichert werden und Bankstandards eingehalten werden, doch die Verantwortung liegt oft bei den Nutzern. Diese müssen wachsam bleiben, keine Zahlungen an unbekannte Empfänger validieren und verdächtige Links meiden. Ein Moment der Unachtsamkeit kann zu erheblichen finanziellen Schäden führen, was Twint für unvorsichtige Nutzer riskant macht.

Tracking und Profiling: Ein Datenschutzproblem?

Twint sammelt umfangreiche Nutzerdaten, darunter Namen, Adressen, Telefonnummern und Transaktionsdetails, die für Zahlungsabwicklung und Sicherheitszwecke notwendig sind. Zusätzlich verwendet die App Cookies und Tracking-Tools, um die Nutzererfahrung zu verbessern und Werbung zu personalisieren. Laut der Datenschutzerklärung von Twint können Werbepartner Nutzerinteressen profile erstellen, basierend auf Browser- und Gerätedaten. Zwar können Nutzer nicht notwendige Cookies deaktivieren, doch die standardmässige Datensammlung wirft Fragen auf.

Die optionale TWINT ID-Funktion speichert zusätzliche persönliche Daten, um Bestellungen zu vereinfachen, was die Gefahr von Profiling zusätzlich erhöht. Obwohl Twint versichert, Daten nicht ohne Zustimmung weiterzugeben, bleibt unklar, wie genau diese für Sicherheits- oder Marketingzwecke genutzt werden. Nutzer, die Wert auf Datenschutz legen, könnten sich durch diese Praktiken unwohl fühlen, da selbst anonymisierte Daten Rückschlüsse auf das Kaufverhalten ermöglichen können.

Hohe Kosten für Händler: Ein Wettbewerbsproblem

Neben den Nutzerrisiken sorgt Twint auch bei Händlern für Unmut. Am 7. Juli 2025 reichte die Swiss Retail Federation eine Anzeige bei der Wettbewerbskommission (Weko) ein, da Twint angeblich überhöhte Gebühren verlangt. Diese Gebühren, die laut Händlern mit Kreditkartengebühren (1,5%-3%) konkurrieren, sind besonders problematisch, da Twint meist mit kostengünstigeren Bankkonten verknüpft ist. Einige Händler, etwa an der Chilbi, haben bereits begonnen, Zuschläge für Twint-Zahlungen zu erheben, was die Kosten letztlich auf die Kundschaft abwälzt.

Die Swiss Retail Federation wirft Twint vor, seine marktbeherrschende Stellung auszunutzen, was gegen das Schweizer Kartellrecht verstösst. Die Weko soll nun prüfen, ob Twint durch unzulässige Absprachen mit Finanzdienstleistern wie Worldline oder Eignerbanken den Wettbewerb behindert. Für Händler bedeutet dies eine finanzielle Belastung, die ihre Margen drückt und die Akzeptanz von Twint einschränken könnte.

Vergleich mit anderen Zahlungsmethoden

Um die Problematik der Gebühren zu verdeutlichen, ein kurzer Vergleich:

  • Twint: Gebühren von ca. 1,5%-2,5%, für Nutzer kostenlos, aber für Händler teuer.
  • Kreditkarte: Gebühren von 1,5%-3%, oft mit Vorteilen wie Cashback.
  • Debitkarte: Gebühren von 0,3%-0,5%, deutlich günstiger für Händler.
  • Bar: Keine Gebühren, kein Profiling, aber Logistikkosten für Händler.

Die hohen Twint-Gebühren machen die App für Händler unattraktiv, während Nutzer indirekt durch Zuschläge belastet werden könnten.

Warum Twint besser gemieden werden sollte

Trotz seiner Bequemlichkeit bringt Twint erhebliche Risiken mit sich. Nutzer sind Phishing-Angriffen und potenziellen Datenschutzproblemen ausgesetzt, während Händler unter hohen Gebühren leiden, die den Wettbewerb verzerren. Die laufende Untersuchung der Weko könnte zwar Änderungen bringen, doch bis dahin bleibt Twint ein zweischneidiges Schwert. Angesichts der Betrugsgefahren, des umfassenden Trackings und der finanziellen Belastung für Händler ist es das Beste, Twint gar nicht zu nutzen, auch wenn es so smart erscheint. Alternativen wie Debitkarten oder Bargeld bieten eine sicherere und kostengünstigere Lösung für alle Beteiligten.

Die Gefahren von Twint: Warum die smarte Zahlungsapp für Nutzer und Händler problematisch ist

Ein Gedanke zu „Die Gefahren von Twint: Warum die smarte Zahlungsapp für Nutzer und Händler problematisch ist

  1. TWINT verfügt bislang noch nicht über eine Bewilligung der FINMA.

    Im Juli 2022 stellte die FINMA fest, dass TWINT als Zahlungssystem unter das Finanzmarktinfrastrukturgesetz fällt und bewilligungspflichtig ist. Sie gab TWINT 15 Tage Zeit, um sein Gesuch aufrechtzuerhalten – eine Bedingung ohne inhaltliche Auflagen.

    Dagegen reichte die TWINT AG Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein. Mit Urteil vom 17. Januar 2025 wies das Gericht die Beschwerde ab und bestätigte die Einstufung als bewilligungspflichtiges System.

    Eine rechtskräftige Bewilligung durch die FINMA steht jedoch weiterhin aus, das Gesuchsverfahren läuft noch immer.

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