Smartwatches sind längst mehr als schicke Zeitmesser – sie sind digitale Alleskönner, die ihr Leben analysieren, optimieren und dabei eine Menge sensibler Informationen sammeln. Doch diese beeindruckenden Funktionen haben einen Haken: Die umfangreiche Datensammlung birgt erhebliche Risiken, von Datenschutzverletzungen über Hackerangriffe bis hin zu Überwachung durch Arbeitgeber oder Versicherungen.
Was kann eine Smartwatch tracken?
Smartwatches sind hochentwickelte Geräte, die mit Sensoren und Konnektivitätsfunktionen ausgestattet sind, um eine Vielzahl von Daten zu erfassen. Diese lassen sich in vier Hauptkategorien unterteilen.
Physiologische Messwerte
Moderne Smartwatches nutzen fortschrittliche Technologien, um Gesundheitsdaten in Echtzeit zu überwachen:
- Herzfrequenz wird mittels Photoplethysmographie (PPG) gemessen, einer optischen Methode, die den Blutfluss durch Lichtsensoren erfasst.
- Blutsauerstoffsättigung (SpO₂) überwacht den Sauerstoffgehalt im Blut, was besonders für Sportler oder Menschen mit Atemwegserkrankungen nützlich ist.
- Herzfrequenzvariabilität (HRV) misst die Zeitunterschiede zwischen Herzschlägen und wird zur Bestimmung des Stressniveaus genutzt.
- EKG-Ableitungen, wie sie bei Modellen wie der Apple Watch oder Samsung Galaxy Watch verfügbar sind, können Herzrhythmusstörungen erkennen.
- Hauttemperatur und Hautleitwert dienen der Stress- und Gesundheitsüberwachung, indem sie subtile Veränderungen in der Haut messen.
Aktivitäts- und Gesundheitstracking
Smartwatches können einen aktiven Lebensstil durch detailliertes Tracking fördern:
- Schrittzählung, Kalorienverbrauch und Distanzmessung helfen, die tägliche Aktivität zu überwachen.
- Schlafanalyse liefert Informationen zu Schlafdauer, Schlafphasen (z. B. Tiefschlaf, REM-Schlaf) und Schlafqualität.
- Sturzerkennung mit Notrufautomatik ist besonders für ältere Menschen oder Risikogruppen lebensrettend, da sie bei einem Sturz automatisch Hilfe rufen kann.
- Zyklus- und Menstruationstracking unterstützt Frauen bei der Überwachung ihres Zyklus und der Vorhersage von Perioden.
Standort und Umwelt
Smartwatches sind oft mit GPS und Umgebungssensoren ausgestattet, die präzise Daten liefern:
- GPS-basiertes Tracking zeichnet Routen auf, ermöglicht Geofencing (virtuelle Grenzen) und verfolgt Standorte in Echtzeit.
- Kompass- und Höhenmesser liefern Daten zu Steigung, Höhenprofilen und Orientierung, ideal für Outdoor-Aktivitäten.
- UV-Index und Umgebungstemperatur informieren über äussere Bedingungen, um beispielsweise Sonnenbrand zu vermeiden.
Vernetzte Funktionen
Smartwatches sind eng mit Smartphones und anderen Geräten verbunden:
- Push-Benachrichtigungen für E-Mails, Nachrichten, Kalenderereignisse oder Social-Media-Updates.
- Telefonie und Sprachmemos ermöglichen Anrufe und das Aufzeichnen von Notizen direkt am Handgelenk.
- Musiksteuerung und App-Fortschrittsdaten bieten nahtlose Integration mit Unterhaltungs- und Produktivitäts-Apps.
Diese Funktionen sind praktisch, bieten wertvolle Einblicke in die Gesundheit – nicht nur für ältere Menschen oder Sportler, aber die gesammelten Daten können missbraucht werden, wenn sie in die falschen Hände geraten.
Gefahren durch Smartwatch-Tracking
Die umfassende Datensammlung von Smartwatches birgt erhebliche Risiken, die sich in die folgenden Kategorien einteilen lassen: Datenschutz, Überwachung, Hackerangriffe und Datenmissbrauch.
Datenschutzrisiken
Smartwatches sammeln detaillierte Daten, die ein genaues Bild deiner Gesundheit, Gewohnheiten und Bewegungen zeichnen können. Laut einer Analyse von VPNoverview können diese Daten Persönlichkeits- und Gesundheitsprofile erstellen, die ohne ausreichende Transparenz an Dritte weitergegeben werden. Zu den Risiken gehören:
- Intransparente Weitergabe: Daten können an Dritt-Apps, Werbenetzwerke oder sogar Versicherungen, (sehr beliebt bei Krankenkassen) verkauft werden, oft ohne deine explizite Zustimmung.
- Cloud-Speicherung: Viele Anbieter speichern Daten in der Cloud, was bei Sicherheitslücken zu Datenlecks führen kann. Ein Bericht aus 2025 zeigt, dass unsichere Bluetooth-Verbindungen sensible Daten preisgeben können.
- Mangelnde Transparenz: Viele Hersteller informieren Nutzer nicht klar darüber, wie Daten verwendet oder weitergegeben werden, was das Vertrauen untergräbt.
Tracking und Überwachung
Die Tracking-Funktionen von Smartwatches können für Überwachungszwecke missbraucht werden:
- Workplace Surveillance: Arbeitgeber könnten Gesundheits- oder Bewegungsdaten nutzen, um die Leistung ihrer Mitarbeiter zu bewerten, was ethische und rechtliche Fragen aufwirft.
- Versicherungen: Krankenkassen-Apps, die mit Smartwatches synchronisiert sind, könnten Daten verwenden, um Risikoprofile zu erstellen und Prämien anzupassen. Ein Beispiel ist die gezielte Nutzung von Fitnessdaten für höhere Versicherungsbeiträge.
- Historische Vorfälle: Ein prominentes Beispiel ist der schwedische Premierminister, dessen Bewegungsdaten über Strava öffentlich wurden, was die Gefahren von Standortdaten verdeutlicht.
- Rechtliche Grauzonen: Globale Datenschutzgesetze wie das DSG in der Schweiz, die GDPR (EU) oder CCPA (Kalifornien) bieten unterschiedlichen Schutz, was in manchen Regionen zu Unsicherheiten führt.
Hackerangriffe und technische Schwachstellen
Smartwatches sind anfällig für Cyberangriffe, insbesondere durch technische Schwächen. Laut Bitdefender sind Wearables besonders gefährdet. Zu den Hauptgefahren gehören:
- Bluetooth-Schwachstellen: Unsichere Bluetooth-Low-Energy-Verbindungen können durch Man-in-the-Middle-Angriffe abgehört oder manipuliert werden. 2025 wurden bei COROS-Watches solche Schwachstellen entdeckt.
- Malware in Dritt-Apps: Schad-Apps können Zugriff auf Sensor- und Nutzerdaten erlangen und unbemerkt Daten abgreifen.
- Phishing über gefälschte App-Stores: Trojaner-Apps stehlen Login-Daten oder schaffen Hintertüren, um auf Geräte zuzugreifen.
- Standard-Credentials: Viele Smartwatches werden mit unsicheren Werkseinstellungen oder Passwörtern ausgeliefert, die leicht ausgenutzt werden können.
- Aktuelle Bedrohungen 2025: Berichte zeigen Schwachstellen bei Samsung Galaxy Watches, wie CVE-2025-21004 (Gerät abschalten) und CVE-2025-20998 (Zugriff auf Telefonnummern), die lokale Angreifer ausnutzen können.
Datenmissbrauch
Die Kombination von Gesundheits-, Standort- und Kommunikationsdaten erhöht das Risiko von Missbrauch:
- Identitätsdiebstahl: Angreifer können Daten kombinieren, um Identitäten zu stehlen oder gefälschte Profile zu erstellen.
- Gezielte Werbung: Krankenkassen-Apps oder Werbenetzwerke nutzen Gesundheitsdaten für personalisierte Werbung oder Tarifanpassungen, was zu finanziellen Nachteilen führen kann.
- Reverse Engineering: Sensible Muster, wie Tastatureingaben, können durch Beschleunigungsdaten rekonstruiert werden, was die Privatsphäre gefährdet.
- Smart-Home-Risiken: Smartwatches, die Smart-Home-Geräte steuern, können als Einfallstor für Hacker dienen, um das Heimnetzwerk zu kompromittieren.
Wie schützt du dich beim Nutzen einer Smartwatch?
Wenn Sie trotz der Risiken eine Smartwatch nutzen möchten, sollten Sie folgende Massnahmen umsetzten. Diese Best Practices minimieren die Gefahren und schützen ihre Daten:
- Sicherheits-Updates zeitnah installieren: Halten Sie die Firmware ihrer Smartwatch und die zugehörigen Apps stets aktuell, um bekannte Schwachstellen zu schliessen. Viele Hersteller veröffentlichen regelmässig Patches gegen Sicherheitslücken.
- Starke Authentifizierung nutzen: Aktiviere Sie einen PIN und nutzen Sie eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) für verbundene Konten.
- Bluetooth und GPS deaktivieren: Schalten Sie Funk- und Ortungsdienste aus, wenn sie nicht benötigt werden, um die Angriffsfläche zu reduzieren. Dies verhindert, dass Hacker über Bluetooth auf ihre Daten zugreifen.
- App-Berechtigungen prüfen: Überprüfen Sie regelmässig die Berechtigungen für Gesundheits-, Standort- und Mikrofonzugriff. Entziehen Sie allen Apps, die unnötige Rechte verlangen, den Zugriff.
- Vertrauenswürdige Apps installieren: Laden Sie ausschliesslich Apps aus offiziellen Stores wie dem Google Play Store oder Apple App Store herunter. Lesen Sie die Bewertungen und überprüfen Sie die Entwicklerinformationen, um gefälschte oder unsichere Apps zu erkennen.
- Datenverschlüsselung aktivieren: Nutzen Sie Verschlüsselung für Daten auf dem Gerät und in der Cloud. Dies schützt ihre Daten bei einem möglichen Leck.
- Datenschutzrichtlinien lesen: Informieren Sie sich über die Datenerfassung, -nutzung und -weitergabe ihres Smartwatch-Anbieters. Vermeiden Sie Anbieter mit intransparenten Richtlinien oder fragwürdigen Praktiken, insbesondere billige Smartwatches von Aliexpress, Temu und ähnlichen Onlineshops.
- Smartwatch-freie Zonen einrichten: Tragen Sie ihre Smartwatch nicht in hochsensiblen Umgebungen, wie Behörden, Forschungslaboren oder sicherheitskritischen Bereichen, um ungewolltes Tracking oder Abhören zu vermeiden.
- VPN und sichere Netzwerke nutzen: Wenn ihre Smartwatch mit dem Internet verbunden ist, nutzen Sie ein sicheres Netzwerk oder ein VPN, um die Datenübertragung zu schützen.
- Regelmässige Datenbereinigung: Löschen Sie regelmässig unnötige Daten von ihrer Smartwatch und den zugehörigen Apps, um die Menge sensibler Informationen zu reduzieren.
Zusätzliche Tipps für den Alltag
Krankenkassen-Apps kritisch prüfen: Viele Krankenkassen bieten Fitness-Programme an, die mit Smartwatches synchronisiert werden. Lesen Sie die Datenschutzrichtlinien genau, um sicherzustellen, dass ihre Gesundheitsdaten nicht für Tarifanpassungen oder Werbung missbraucht werden.
Smartwatch-Modelle vergleichen: Entscheiden Sie sich für Modelle von Herstellern mit starkem Datenschutzfokus, die regelmässige Updates und transparente Richtlinien bieten.
Bewusstsein schaffen: Informiere Sie sich regelmässig über neue Sicherheitslücken und Datenschutzskandale, um auf dem Laufenden zu bleiben und besuchen Sie unsere Website regelmässig um auf dem Laufenden zu bleiben.
Mit diesen Massnahmen, wie regelmässigen Updates, starker Authentifizierung und einem bewussten Umgang mit App-Berechtigungen, können Sie diese Risiken erheblich reduzieren. Bleiben Sie wachsam, informieren Sie sich regelmässig über die Praktiken ihres Anbieters.