Mit der Einführung der Altersverifizierung durch Gesichtserkennung bei Spotify in Grossbritannien betritt ein globaler Streamingdienst Neuland im Spannungsfeld zwischen Jugendschutz, Datenschutz und digitaler Identität. Getrieben durch das neue Online Safety Act, könnten diese Entwicklungen auch für andere Länder – etwa die Schweiz – wegweisend sein. Mit der möglichen Einführung der eID in der Schweiz ganz bestimmt – so unsere Meinung.
Der Online Safety Act und seine Auswirkungen
Gesetzliche Grundlage
Der britische Online Safety Act ist im Jahr 2023 in Kraft getreten und soll ein sichereres digitales Umfeld insbesondere für Kinder und Jugendliche gewährleisten. Anbieter wie Spotify, TikTok oder Instagram sind gesetzlich verpflichtet, den Zugang zu jugendgefährdenden Inhalten zu kontrollieren – etwa durch Altersverifikation.
„The Online Safety Act lays the foundations for strong protections against evil content and harmful material online.“ – UK-Parlament, Debatte am 26. Februar 2025
Die Rolle privater Anbieter
Die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei den Plattformen selbst. Diese greifen auf Technologien wie Gesichtserkennung zurück, um das Alter ihrer Nutzer:innen zu verifizieren. Die Wahl von Spotify fiel auf den britischen Anbieter Yoti, der mit biometrischen Verfahren arbeitet.
Altersverifizierung bei Spotify UK
Technische Umsetzung
Spotify fordert Nutzer und Nutzerinnen unter 18 Jahren in UK seit Februar 2025 dazu auf, ihr Alter über ein Selfie zu bestätigen. Dieses wird via Yoti analysiert, wobei das genaue Alter nicht gespeichert, sondern lediglich überprüft wird.
Datenschutzfragen
Obwohl Yoti mit DSGVO-Konformität wirbt, gibt es erhebliche Bedenken:
- Nutzung biometrischer Daten für kommerzielle Zwecke
- Langfristige Speicherung und mögliche Auswertung
- Mangelnde Transparenz für Nutzer und Nutzerinnen
- Gefahr für Missbrauch durch Hacker
Datenschutzorganisationen sehen darin einen gefährlichen Präzedenzfall, der die Grenzen zwischen Schutz und Überwachung verwischt.
Parallelen zur Schweiz – Die eID-Debatte
Die Schweizer eID
Die Schweiz plant mit der staatlichen eID einen digitalen Identitätsnachweis für Bürger:innen. Die eID soll „freiwillig“ sein und sensible Daten besonders schützen, behauptet zumindest der Bund.
„Die e-ID ist ein offizieller Nachweis und wird vom Staat herausgegeben.“ – Schweizer Bundeskanzlei
Das ist übrigens dieselbe Bundeskanzlei, welche die Herausgabe der Daten, welche wir gemäss BGÖ um Herausgabe ersuchten, verweigerte und nun beim EDÖB zur Schlichtung vorliegt.
Mögliche Auswirkungen
Sollte sich das britische Modell durchsetzen, könnten Streaming-Dienste künftig auch in der Schweiz eine Altersverifikation über die eID verlangen – besonders im Kontext von Kinder- und Jugendschutz. Die Diskussion um „freiwillige“ vs. verpflichtende Verifikation dürfte dabei erneut aufleben.
Anleitung: So kündigen Sie Ihr Spotify-Abo
Wer sich mit der neuen Politik von Spotify nicht identifizieren kann oder Bedenken bezüglich der Altersverifikation und der Datensicherheit hat, kann sein Abo problemlos kündigen.
Schritt-für-Schritt am Desktop:
- Anmeldung auf spotify.com
- Navigieren zu „Konto“ → „Abonnement“
- Klick auf „Abonnement kündigen“
- Bestätigung der Kündigung
Mobilgerät (App):
- Öffnen Sie die Spotify-App
- Gehen Sie zu „Einstellungen“ → „Konto“
- Tippen Sie auf „Abonnement verwalten“
- Folgen Sie dem Link zur Webansicht zur Kündigung
Hinweis: Premium-Abos laufen bis zum Ende des Abrechnungszeitraums weiter. Kündigen Sie rechtzeitig, um Folgezahlungen zu vermeiden.
Unsere Bedenken zum Schluss
Die neue Altersverifizierung bei Spotify ist ein Beispiel dafür, wie gesetzliche Rahmenbedingungen direkte Auswirkungen auf die Nutzerpraxis haben. Dabei ist die Grenze zwischen Schutz und Kontrolle besonders sensibel. Die Schweiz steht mit der eID an einem ähnlichen Scheideweg. Digitale Selbstbestimmung erfordert informierte Entscheidungen – sowohl von der Politik als auch von den Bürger und Bürgerinnen selbst. Denn eines ist klar: Der Umgang mit digitalen Identitäten wird eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung der nächsten Jahre.
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